Der Tropfen
an rotem Wein
an ihrer Lippe

Er dachte an ihre Lippen.

Er dachte an den einen Moment,
den Moment als sie vor ihm mit ihren Fingern das Glas Wein an ihren Mund und über diesem an ihre zarten Lippen führen wollte und beim Ansetzen des Glases, dann bei dessen Neigen, mit dem angestrebten Aufnehmen des Weines in ihren Mund, ein Tropfen roter Wein aus dem Glas auf ihre untere Lippe ran.

Er dachte daran wie er den Tropfen an rotem Wein,
der langsam über ihre Unterlippe ran,
mit einem zärtlichen Kuss aufnehmen
und vielleicht - wenn notwendig - sogar auffangen wollte.

Aber sie war mit ihrer Zunge schneller.

Bevor er sein Gesicht
- und eigentlich doch angestrebt seinen Mund und seine Lippen -
auch nur ein Stück hin zu den ihren bewegen konnte, war ihre Zunge schon am Tropfen des roten Weines.

Ihre Zunge war vor ihm an ihrer unteren Lippe und deren Bewegung nahm den Tropfen vor ihm gekonnt auf:

Sie schloss ihre Lippen und sie schluckte den Wein, der schon in ihrem Mund war, hinunter.
Dann öffnete sie wieder ihren Mund und sie strich mit ihrer glatten, noch leicht in Wein getränkten, vom Rotwein leicht rötlich eingefärbten und von der in ihren Mund schon aufgenommenen Flüssigkeit leicht glänzenden Zunge,
aus ihrem Mund gleitend,
an die zarte und für ihn stets gefühlt weiche Haut ihrer unteren Lippe.

Sie tastete mit ihrer Zunge ihre untere Lippe,
sanft über diese gleitend,
ab,
um dann an der Stelle mit dem Tropfen angekommen,
diesen in Folge in einem Bruchteil eines Moments mit einer Bewegung auf ihre Zunge aufzunehmen.

Sie leckte vor ihm den Tropfen auf.
Er seufzte kurz.

Er sah noch wie ihre Zunge wieder in ihren Mund verschwand und sie diesen mit ihren Lippen wieder vor ihm verschloss.

Ihm blieb der Moment,
der Moment mit dem Gedanken an den Tropfen an rotem Wein an ihrer Lippe.
Wenn auch nur in seiner Erinnerung.